23. April – Reflexion

Montag, der 23. April.
Ein frühlingshafter Tag war angebrochen.
Ich hatte mir von der Arbeit frei genommen.
Einerseits um ein wenig auszuspannen.
Aber auch aus einem anderen Anlass heraus.
Den ich auf meine Art und Weise.
Still und leise begehen wollte.

Mein Bruder Robert.
Wäre am 23. April diesen Jahres.
48 Jahre alt geworden.
Ein Geburtstag nahe am Fünfziger.
Den er aber nicht mehr begehen konnte.
Er verunglückte im Sommer 1995.
Bei einem Tauchunfall am Adriatischen Meer.
Lungenembolie.

Die Tauchausbildung am Neufelder See.
War ein Geschenk seiner Freunde.
Anlässlich seines 30. Geburtstages.
Die Faszination des Tauchsportes.
War auch wie geschaffen für ihm.
Sollte für den notwendigen Ausgleich sorgen.
In einer für ihm gewiss nicht einfachen Zeit.
Diesen Eindruck konnte man gewinnen.

Es liegt bald schon 17 Jahre zurück.
Dass Robert im Hochsommer.
Wenige Wochen nach seinem 31. Geburtstag.
Einen Wochenendurlaub mit Freunden.
Nach Lovran in Kroatien unternahm.
Von dem er nicht zurückkehren sollte.
Selbst war ich damals 23 Jahre alt.
Ich erinnere mich noch sehr gut.
An so manches Detail.
Rund um den Unglückstag.

Manchmal habe ich mir die Frage gestellt.
Wie es denn gelaufen wäre.
Ohne diesem 16. Juli 1995.
Diese Frage mag zwar legitim sein.
Aber es kann keine Antwort darauf geben.
Robert war sieben Jahre älter als ich.
Aber die Zeit ist nicht stehen geblieben.
Denn mittlerweile bin ich selbst.
Über vierzig Jahre alt geworden.
Fast zehn Jahre älter als Robert.
Zum Zeitpunkt seines Todes war.

Trotzdem aber ist es so.
Dass er in meinen Gedanken.
Stets mein älterer Bruder bleiben wird.
Dabei spielt es auch keine Rolle.
Dass er in meinen Erinnerungen.
Doch nicht viel älter als Dreißig sein könne.
Ein Dreißigjähriger wird umgekehrt.
Von mir zweifellos jünger wahrgenommen.
Als ich selbst heute bin.
Ist das nicht seltsam?
Nein, ist es bestimmt nicht.
Es ist nur allzu normal.
Dass es eben so ist.

Es hat lange gedauert.
Diese Zeilen zu verfassen.
Der Anstoß dazu war nicht ganz einfach.
Aber ich bin froh es getan zu haben.
Ich bin in jedem Fall davon überzeugt.
Dass mich mein Bruder geprägt hat.
Trotz mancher Unähnlichkeiten.
Oder vielleicht gerade deswegen.
Denn besonders die letzten Jahre.
Die wir gemeinsam erleben durften.
Waren durchaus intensiv.
Und ungemein wertvoll.
Danke, Robert.

Pedro

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