Blaue Sorgen um die deutsche Sprache – Ansichtssache

Mit einem recht eigenwilligen Anliegen hat sich der FPÖ-Abgeordnete Kurzmann zu Wort gemeldet, auch wenn es zweifellos in den sprichwörtlich verrückten April passt. Seine Sorge gelte nun der deutschen Sprache, die der freiheitliche Politiker in Gefahr sieht. Seine Angst soll demnächst zu einem parlamentarischen Antrag „zum Schutz und Erhalt der deutschen Sprache“ führen. Sprachverstöße sollen kontrolliert und allenfalls mit Verwaltungsstrafen sanktioniert werden. Ich habe keine Sorge, dass diese sonderbare FP-Initiative jemals Gesetz werden könnte, möchte mich nachfolgend aber doch ein wenig mit den Beweggründen der “Blauen” auseinandersetzen.

Es ist kein Geheimnis, dass die deutsche Sprache wie kaum eine andere Anglizismen aufsaugt. Für einen guten Teil ist daran die technische Entwicklung, zu einem anderen Teil die Internationalisierung verantwortlich. Aber auch Ausdrücke wie „cool“ haben sich vielfach in den deutschen Sprachgebrauch eingelebt. Dass der österreichische Staatsrundfunk sein vormaliges Hauptabendprogramm schon des längeren „Primetime“ und die Kurznachrichten „Newsflash“ nennt, soll offen und modern wirken und wird wohl vielfach auch so assoziiert. Andererseits ist es mittelfristig gesehen auch völlig normal, dass eine Sprache als etwas lebendiges gilt und einem gewissen Wandel unterzogen ist. Ein Wort das im DUDEN Einzug hält gilt letztlich als deutsches Wort, unabhängig von seinem Ursprung – auch wenn etwa das Wort „gedownloadet“ im ersten Moment eigenartig klingen mag, aber würde „runtergeladen“ etwa besser klingen? Dass junge Menschen besonders gern zu Anglizismen greifen scheint nicht ungewöhnlich, die Sorge der FPÖ, dass wiederum ältere Menschen diese Sprache nicht mehr verstehen würden scheint mir aber übertrieben.

Zum Thema überbordendes Englisch meint Kurzmann, der auch Obmann der „Interessensgemeinschaft Muttersprache“ ist, dass ihm das „nur dort stört, wo es einen anderen Ausdruck auf Deutsch geben würde“. Dass es für ein englisches Wort kein deutsches Pendant gibt wird selten der Fall sein, es wird aber zu eigentümlichen Umschreibungen kommen. So ätzte auch die SP-Abgeordnete Muttonen bei einer Parlamentssitzung: „Wie wollen Sie das Wort Airbag übersetzen? Vielleicht mit Luftsackerl?“ Aber auch die Welt der IT-Branche, die heute durchaus nichts außergewöhnliches mehr ist, sondern in die Wohnzimmer Einzug gehalten hat, lebt von Ausdrücken, die der englischen Sprache entliehen sind. Das „E-Mail“ auf „E-Post“ und den „Link“ auf „Seitenverweis“ zu übersetzen wäre wenig sinnvoll.

Es stellt sich noch die Frage, wie die FPÖ auf die Idee gekommen ist, ein solches Thema aufzugreifen, das teilweise gut geeignet scheint sich lächerlich zu machen. Die FPÖ spricht mit einfachen Botschaften ein sehr klar definiertes Zielpublikum an. Die Erfolge der Partei bauen, so wird häufig kritisiert, darauf auf Feindbilder aufzuzeigen. In diesem Fall soll wohl die englische Sprache als Feinbild für die pauschale Kritik an der Globalisierung dargestellt werden. Nicht zuletzt kann aber auch ein Zusammenhang mit der von Teilen der Partei gelebten „Deutschtümelei“ unterstellt werden. Abschließend möchte ich noch erwähnen dass FPÖ-Chef H.C.Strache sich in einer sehr geistreichen Werbebotschaft, die besonders junge Menschen ansprechen soll, als „HC-MAN“ titulieren läßt. Ich sage dazu nur „kein Kommentar“ – das Thema wird uns hoffentlich nicht lange beschäftigen.

Pedro

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