Die Berichterstattung zur Wahl – Geschichten aus dem Cafe Steiner

In der Kolumne „Ansichtssache“ habe ich zuletzt meine Eindrücke zum zurückliegenden Wahlkampf niedergeschrieben. Kurz bevor am Sonntag Abend die erste Hochrechnung bekanntgegeben wurde hatte ich mich im „Cafe Steiner“ eingefunden und möchte euch einige Eindrücke aus meinem Stammlokal dazu vermitteln. Auch wenn die Aufmerksamkeit bei einem Fußballmatch durchaus höher sein mag hatten sich die Stammgäste gegen 17 Uhr vor dem Tv-Gerät im Nebenzimmer des Lokals versammelt.

Obwohl die erste Hochrechnung durchaus noch Schwankungsbreiten zeigte war ziemlich klar, dass die absolute Mehrheit der SPÖ gebrochen war und die FPÖ ein Rekordergebnis eingefahren hatte. „Also überrascht bin ich nicht“, äußerte sich Kellner Martin dazu, „dass den Roten die absolute Mehrheit abhanden gegangen ist. Aber dass so viele Leute dem Strache auf den Leim gegangen sind stimmt mich halt schon bedenklich.“ Auch wenn ansonsten nicht jeder Stammgast seine parteipolitische Vorliebe auf der Stirn tätowiert trägt kann man aus einer solchen Diskussion die politischen Präferenzen jedes einzelnen doch ganz gut herauslesen.

Keine allzu große Überraschung war diesbezüglich die Wortmeldung von Helmuth, der sich von Martins kritischer Äußerung über den Wahlerfolg der FPÖ offenbar angegriffen fühlte. „Wem willst denn bitte sonst wählen als die FPÖ? Die schauen wenigstens noch auf unsere Leut‘. Die Roten sind ein abgehobener Verein, die ÖVP kannst auch ned wählen und die Grünen interessieren sich sowieso nur für die Ausländer.“ Das sind genau jene Argumente warum ich noch nie auch nur annähernd auf die Idee gekommen bin mit Helmuth einen politischen Diskurs zu führen. Nicht nur weil ich ihm gegenüber ziemlich gegengesetzte Meinungen vertrete – das würde eine Diskussion schließlich noch nicht ausschließen, aber weil seine Argumentationen ähnlich nichtssagend sind wie jene des FPÖ-Chefs.

Stammgast Josef, ein rüstiger Rentner warf noch ein, dass er „sein Lebtag die SPÖ gewählt hätte und es auch weiterhin tun würde“, ohne auf die Aussage Helmuths näher eingehen zu wollen. Manuel, ein junger Mann, dessen sehr aufgeschlossene politische Orientierung ich schon das eine oder andere mal wahrnehmen durfte wollte es sich dann aber doch nicht nehmen lassen „sein Entsetzen“, wie er es formulierte, über den Wählerstimmenzuwachs der FPÖ kundzutun. „Der Strache kann nichts anderes als die Menschen gegeneinander aufzuhetzen, eine lösungsorientierte Politik kannst von dem nicht erwarten. Es tut mir leid, aber ich verstehe nicht wie man das auch noch gutheißen kann.“ Manch andere an dem Abend im „Cafe Steiner“ anwesende Stammgäste verfolgten die Wortmeldungen von Martin, Helmuth, Josef und Manuel zwar teils angeregt, ließen es aber dann doch bleiben sich selbst in einen zeitweise doch recht emotional gewordenen Diskurs einzubringen. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich auch selbst als politisch nicht desinteressierter Mensch auf eine Wortspende gerne verzichtet habe.

Die Wahlsendung mit der ersten Hochrechnung war zu Ende gegangen und die Stammgäste hatten wieder an der Schank Platz genommen und widmeten sich allmählich wieder anderen Themen. „Der Häupl wird halt für die Regierung einen Koalitionspartner brauchen“, formulierte Martin abschließend, „aber zum Glück hat er da die FPÖ ohnehin immer ausgeschlossen.“

Pedro

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