Die erste eigene Wohnung – Reflexion

18 Jahre alt.
Das bedeutet Großjährigkeit.
Seinen 18. Geburtstag.
Hatte Stefan vor kurzem gefeiert.
Mit seinen engsten Freunden.
Eine Party in der Innenstadt.
Endlich 18 Jahre alt sein.
Das bedeutet Selbstständigkeit.
Nun würde das Leben erst beginnen.

Beklagen konnte sich Stefan zwar nicht.
Es war bisher nicht so schlecht gelaufen.
Die Lehre hatte er abgeschlossen.
Nun könne sein Aufstieg beginnen.
Ein mittelgroßes Handelsunternehmen.
Den Job als Assistent des Lagerverwalters.
Hätte er praktisch in der Tasche.
Aber das kann doch erst der Anfang sein.
Eine Karriere würde bevorstehen.
Das wäre doch ganz klar.
Davon wäre er überzeugt.
Jetzt würde es nämlich losgehen.

Bisher lebte er bei seinen Eltern.
Diese wollten ihm doch nie verstanden.
Und die oft notwendige Unterstützung.
Hätte er keineswegs erfahren.
Auch wenn das Verhältnis zu den Eltern.
Im Grunde genommen schon gut war.
Aber sie würden auch jetzt nicht verstehen.
Dass er vor kurzem ausgezogen war.

Mit 18 Jahren war es nun soweit.
Er bezog seine erste eigene Wohnung.
Das gehört dazu zum Erwachsensein.
Ein Zeitungsinserat zur richtigen Zeit.
Eine Wohnung mit knapp 30 Quadratmeter.
Der Altbau aus der Gründerzeit.
Sei nicht weit von der elterlichen Wohnung weg.
Wohnschlafraum. Kochnische mit Dusche.
Das WC am Gang sei kein Malheur.
Was braucht man mehr zum Leben?
Klein aber mein.
Das sagt man doch, oder?
Und das stimmt auch einfach.
Freunde halfen bei der Übersiedlung.
Die Einweihungsparty war eine Wucht.
Eigentlich alles perfekt.

Seine Eltern waren nicht begeistert.
Auch wenn er es ihnen erklären wollte.
Wie wichtig ihm die eigene Wohnung sei.
Er wäre zu früh ausgezogen.
Bekam er zu hören.
Und angeblich auch überraschend.
Überraschend?
Keineswegs.
Da sieht man wieder.
Daß sie ihm nie verstanden hätten.
Der Traum von der eigenen Wohnung.
Wäre schon lange da gewesen.

Er hätte zu Hause doch alles gehabt.
Meinen seine Eltern.
Alles nur keine Selbstständigkeit.
Sagt Stefan.
Wenn Stefan ihm vorher gefragt hätte.
Kritisierte sein Vater.
Hätte sich eine bessere Lösung gefunden.
Wäre so etwas nie passiert.
Wozu ist man großjährig?
Fragt sich Stefan.
Verletzende Worte waren gefallen.
Die Wohnung sei eine Bruchbude.
Das war schon gemein.
Erst ein einziges mal hätten sie ihm.
In seiner neuen Wohnung besucht.
Seither laufe der Kontakt auf Sparflamme.
Aber sie werden es auch noch einsehen.
Dass seine Entscheidung richtig war.
Davon ist Stefan überzeugt.

Pedro

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