Die Strachegasse in Wien-Simmering – Geschichten aus dem Cafe Steiner

Wenn man derzeit durch die Straßen von Wien schlendert kann es einem kaum verborgen bleiben, daß die Bundeshauptstadt vom Wahlkampf zur anstehenden Gemeinderatswahl geprägt wird. Von den Plakatwänden lächeln Politiker der wahlwerbenden Parteien mit einschlägigen Botschaften, auf Einkaufsstraßen werden Wahlkampfveranstaltungen abgehalten und auch die Medien greifen in ihrer Berichterstattung entsprechend auf den Wahlkampf zurück. Am 10. Oktober werden die Wiener jedenfalls aufgerufen sein einen neuen Gemeinderat zu wählen.

So unterschiedliche Diskussionen ich im „Cafe Steiner“ auch schon erlebt haben mag so selten stehen dabei in der Regel politische Themen an der Tagesordnung. Trotzdem ich von mir behaupten würde ein politisch interessierter Mensch zu sein,  so unrecht ist mir dieser Umstand aber auch nicht. Zu oft habe ich bei solchen Diskussionen schon erleben müssen welche unschöne Seiten sich in einem Gespräch zwischen Menschen mit sehr unterschiedlichen Positionen ergeben können. Das dieser Umstand aber natürlich nicht immer zutreffen muß zeigt unsere heutige Geschichte aus dem „Cafe Steiner“, die den aktuellen Wahlkampf doch am Rande streifen wird.

Josef hatte sich an dem Abend die Tageszeitung „Der Standard“ als Lektüre ausgewählt und blätterte in dem lachsfarbenen Nachrichtenblatt. „Also die Sorgen der Grünen möchte ich gerne haben“, hörte ich Josef auf einmal sagen. „da wollen die doch tatsächlich eine Straße in Wien umbenennen weil sie an die FPÖ erinnern soll. Was das wieder an Geld kosten würde.“ Wie ich selbst erst erfahren sollte gibt es in Wien-Simmering eine nach dem Feuerungstechniker und Erfinder Hugo Strache (1865-1927) benannte Strachegasse. Da diese Bezeichnung an den FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache erinnern könnte fordert die Oppositionspartei nun eine Umbenennung auf „Hugo Strache Gasse“. Ich muß gestehen, daß mich die Forderung mehr amüsiert hat als ich mich ihr anschließen wollte, wiewohl ich von den politischen Positionen eines H.C.Strache weit entfernt bin.

„Mit solchen Forderungen tragen die Grünen halt selbst dazu bei, daß sie in der öffentlichen Wahrnehmung auf Banalitäten reduziert werden“ versuchte Kellner Martin die gewiß nicht weltbewegende Initiative auf den Punkt zu bringen. „Es ändert sich doch sowieso nichts, wozu gehen wir überhaupt wählen?“ hörte ich Helmuth in gewohnter Weise einen eher destruktiven Beitrag in das Gespräch einzubringen. Es mag schon sein, daß es ein offenes Geheimnis ist, daß es in der Bundeshauptstadt zu keinem politischen Erdbeben kommen wird, allerdings kommt ein Machtwechsel auch in anderen Bundesländern nur selten vor. Die Frage bleibt letztlich ob SP-Bürgermeister Michael Häupl auch nach der Wahl mit einer absoluten Mehrheit regieren wird oder er sich eine Partei als Koalitionspartner suchen muss. Als mögliche Koalitionspartner stehen jedenfalls in Wien ÖVP und die Grünen zur Verfügung. Die Wahlbeteiligung wird wohl keine Rekordwerte aufweisen können, selbst habe ich auf jeden Fall aber vor von meinem Wahlrecht gebrauch zu machen.

„Was sagt’s ihr denn eigentlich zum Wahlkampf der FPÖ?“, wollte es sich Helmuth nun doch nicht nehmen lassen die Debatte etwas anzuheizen. „Wenn die FPÖ in Wien jemals Regierungsverantwortung erlangen sollte würden die Leute sehen, daß das alles so nicht funktionieren kann.“ konterte Martin eher kurz angebunden und setzte noch nach, daß es zu einer solchen Regierungsbeteiligung ohnehin nicht so bald kommen würde. Die populistischen Botschaften auf den FP-Wahlplakaten nach dem Motto „Mehr Mut für unser Wiener Blut“ wurden aber auch von den anwesenden Stammgästen mehrheitlich skeptisch gesehent. Der Wahlkampf der Freiheitlichen wird – wie kaum anders gewohnt – fast ausschließlich auf die Themen Asyl und Ausländerintegration reduziert und polarisiert entsprechend.

Pedro

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