Die Zukunft des E-Mail – Ansichtssache

In der letzten Zeit bin ich in verschiedenen Medien auf Artikel gestoßen, in denen versucht wurde das angeblich nahende Ende des E-Mail Systems vorherzusagen. Nachdem mich diese Einschätzung im ersten Moment nicht nur überrascht, sondern auch ein wenig irritiert hat möchte ich in dem heutigen Beitrag meine eigene Sichtweise dazu ein wenig beleuchten.

Wenn man die Geschichte des E-Mails recherchiert stößt man bald auf einen gewissen Roy Tomlinson, dem als Mitarbeiter des amerikanischen Forschungsunternehmen BBN im Jahr 1971 die Idee kam Nachrichten über ein Netzwerk zu senden. Dazu wurde erstmalig dem Adressaten das Zeichen „@“ und der entsprechende Hostnamen angefügt. Der beginnende Einsatz des Internet E-Mail geht auf die frühen 80er Jahre zurück, auch wenn der Einsatz als Massenmedium noch einige Jahre auf sich warten lassen sollte. Der wirkliche Durchbruch des E-Mail war naturgemäß mit jenem des Internet verbunden.

Einer halbwegs aktuellen Statistik zufolge wurden zuletzt von knapp 2 Milliarden Nutzern rund 290 Milliarden Mails am Tag versendet – es handelt sich dabei wohl um eine gleichermaßen atemberaubende wie unvorstellbare Zahl. Der Anteil der unliebsamen Spam-Mails soll schon bis zu 90 Prozent betragen haben, war nach einer Erhebung des Softwareunternehmens Symantec im Jahr 2011 aber auch bereits deutlich rückläufig. Die Spam Problematik kann mittlerweile wohl durch entsprechende Spam -Filter ausreichend bekämpft werden.

Kommen wir aber zurück zu dem Meinungsbild, dass das E-Mail – oftmals schon als „Dinosaurier der Kommunikation“ tituliert – vom Aussterben bedroht sei. Die Einschätzung beruft sich in erster Linie darauf, dass die sozialen Medien a la Facebook, Twitter & Co. sowie Sprach- und Videochats das Mailsystem zunehmend verdrängen könnten. Laut einer Studie wäre die E-Mail Nutzung tatsächlich rückläufig, im besonderen Ausmaß würden sich Jugendliche den neuen Medien zuwenden. Letztere Betrachtung erscheint mir auch glaubhaft, doch lässt sich für mich daraus keine Kernaussage über die Effizienz der Kommunikationsmittel ableiten.

Noch ist die E-Mail jedenfalls eine der wichtigsten Kommunikationsformen in den Unternehmen. Oftmals angeprangert wird die Mailflut, deren Bewältigung kostbare Arbeitszeit in Anspruch nehmen würde. An dem Umstand, dass Mailadressaten oftmals inflationär ausgewählt werden ist aus meiner Sicht weniger das System als vielmehr der Absender schuld. Hier sollte es durchaus möglich sein ein Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang herzustellen. Auch die Kritik, dass nach einer längeren Abwesenheit eine entsprechende Anzahl an unbearbeiteten Mails im Posteingang vorzufinden ist kann ich so nicht gelten lassen. Immerhin ermöglicht das Mailsystem eine chronologische und effiziente Abarbeitung der eingegangenen Anfragen.

Zuletzt wird in Unternehmen die sogenannte Echtzeitkommunikation über Messenger-Dienste sehr gerne lobend erwähnt. So toll diese Möglichkeiten, die ich natürlich auch selbst einsetze, sein mögen sehe ich darin lediglich eine sinnvolle Ergänzung, aber gewiß keine Ablöse für das Mail-System. Der Kontakt über einen Messenger ist im weitesten Sinne mit einem Telefonanruf vergleichbar – auch wenn ein zusätzlicher Komfort damit verbunden ist. Die Telefonie gibt es aber wohlgemerkt schon deutlich länger als das E-Mail. Doch billigt die E-Mail dem Empfänger eine gewisse Form der freien Zeiteinteilung zu, was bei nicht so dringlichen Anfragen auch zulässig sein sollte. Diesen Umstand weiß man hierbei möglicherweise zu wenig zu schätzen. Auch sollte man sich bei den neuen Medien die Frage gefallen lassen, ob es wünschenswert und notwendig ist immer und sofort erreichbar zu sein.

Es kann natürlich sein, dass ich mich mit meiner Einschätzung vollkommen täusche und die Zukunft der Kommunikation gänzlich anders aussehen wird, als wir es uns heute vorstellen können. Dies wird aber weniger von den technischen Möglichkeiten als den Gewohnheiten der Menschen abhängen. Ich gestehe, dass ich gegenüber den sozialen Medien eine etwas differenzierte Haltung einnehme, auch wenn ich mich ihnen nicht verschließe. Selbst sehe ich jedenfalls auch mittelfristig das E-Mail System als ein sehr wesentliches Werkzeug für effiziente Kommunikation.

Ihr seid herzlich eingeladen, eure Sichtweise im Kommentarsystem darzustellen.

Pedro

Schreibe einen Kommentar