Ich brauche keinen Arzt – Reflexion

Man kann zweifellos froh sein.
Wenn man von ernsthaften Erkrankungen.
Weitgehend verschont bleibt.
Das kann auch Hildegard von sich sagen.
Eine rüstige Pensionistin.
Der letzte Krankenhausaufenthalt.
Liegt schon eine kleine Ewigkeit zurück.
Sie ernährt sich einigermaßen bewusst.
Ohne ein Gesundheitsapostel zu sein.
Aber das alleine ist noch keine Garantie.
Eine Krankheit kann jeden treffen.
Auch wenn man sich dessen nicht bewusst ist.
Nicht bewusst sein will.

Medikamente werden strikt abgelehnt.
Kaum einer möchte sie gerne nehmen.
Aber bei Hildegard ist das etwas anderes.
Sie lehnt nicht nur die Medikamente ab.
Sie lehnt die Schul-Medizin ab.
Nur nichts mit Ärzten zutun zu haben.
Diese Sichtweise hat sich verinnerlicht.
Lediglich einem Zahnarzt.
Musste sie sich dennoch mal unterziehen.
Aber es gibt auch keinen Hausarzt.
Keine Gesundheitsvorsorge.
Und das ist wohl schon äußerst seltsam.
Aber auch fahrlässig.

Nicht dass ihr vielleicht denkt.
Es ginge Hildegard um Alternativmedizin.
Nein, keineswegs.
All das wäre doch Geschäftemacherei.
Davon ist Hildegard schwer überzeugt.
Die Schulmediziner gleichermaßen.
Wie die Alternativmediziner.
Klar ist die Ordination eines Arztes.
Keine karititative Einrichtung.
Jeder von uns muss schließlich.
Seinen Lebensunterhalt bestreiten.
Und letzlich sind wir krankenversichert.

Ich wollte Hildegard sanft vermitteln.
Dass ihre Ansichten unsinnig wären.
Ich blieb erfolglos.
Sie brauche keinen Arzt. Punkt.
Selbst ist die Frau.
Sagt sich Hildegard.
Und greift zur Selbstdiagnose.
Unter Zuhilfenahme von Lexiken.
Nicht zuletzt auch dem Internet.
So manche kleine Beschwerden.
Werden mit alten Hausmitteln kuriert.
Nichts gegen alte Hausmittel.
Aber bitte als Ergänzung zum Arzt.
Die Selbstverantwortung des Patienten.
Hat für mich eine wichtige Rolle.
Ich bin gewiss nicht jener.
Den kleine Beschwerden zum Arzt führen.
Dass muss jeder für sich entscheiden.
Den Arztbesuch prinzipiell abzulehnen.
Kann aber keinesfalls der richtige Weg sein.

Manchmal denke ich.
Die Argumentation von Hildegard.
Könnte auch ein Vorwand sein.
Der Arzt könnte Diagnosen stellen.
Die unangenehm sind.
Die eine Therapie erfordern.
Vielleicht soll nur das verhindert werden.
Es wäre eine kurzsichtige Strategie.
Die Hildegard nie zugeben würde.
Aber ich würde es ihr zutrauen.
Durchaus.

Hildegard kann froh sein.
Dass sie von ernsthaften Erkrankungen.
Bisher verschont geblieben ist.
Doch diesem Umstand vorauszusetzen.
Ist schlichtweg absurd.
Eine Verantwortungslosigkeit.
Gegenüber ihr selbst.
Die sich eines Tages rächen kann.
Bitter rächen kann.

Pedro

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