Der Aussteiger – Reflexion

An manch langen Abenden.
In geselliger Runde unter Freunden.
Hat er euch oft und gerne erzählt.
Dass der Wunsch in ihm keimen würde.
Doch eines schönen Tages.
Einen Schlusspunkt zu setzen.
Alles liegen und stehen zu lassen.
Und ein neues Leben zu beginnen.

Ihr habt ihm gespannt zugehört.
Aber seine Worte nicht verstanden.
Seine Träume haben euch beflügelt.
Aber ihr hättet euch nie gedacht.
Dass er dazu bereit sein könnte.
Seine Worte in Taten umzusetzen.
Das würden Träumer doch nie tun.
Dazu würde ihnen der Mut fehlen.
So hatte ihr die Lage eingeschätzt.

Die Träumereien gefielen euch auch.
Und ihr zeigtet großes Verständnis.
Aber verstanden habt ihr ihm nie.
Auch euch missfällt der Alltagstrott.
Habt ihr euch innerlich eingestanden.
Aber dieser gehöre einfach dazu.
Und erst das hartverdiente Geld.
Ermöglicht uns manch kleine Freude.

Einige Wochen war er nicht erreichbar.
Ihr hattet euch nicht viel gedacht.
Letzten Freitag war es dann soweit.
Dass er euren Stammtisch besuchte.
Es ließ sich nicht wirklich erklären.
Aber er wirkte merklich verändert.
Beinahe ein wenig wie ausgetauscht.
Er möchte euch etwas erzählen.
Begann er das Gespräch.

Er habe seinen Job gekündigt.
Der neuwertige PKW wurde verkauft.
Statt in seiner geräumigen Wohnung.
Lebe er in einer Wohngemeinschaft.
„Wie stellst du dir das vor?“
„Was hast du dir dabei gedacht?“
„Wie willst du jetzt weitertun?“
Waren die ersten Fragen von euch.
Bestimmt nicht böse gemeint.
Aber ein Ausdruck der Verwirrung.

„Ich habe nicht erwartet.
Dass ihr mich verstehen werdet.
Dazu ist es noch zu früh.“
Erwiderte er mit ruhigen Worten.
Der Schritt war nicht einfach für ihm.
Aber er werde ihm nicht bereuen.
Da sei er sich ganz sicher.

Schon die längste Zeit.
Hätte er immens darunter gelitten.
Ein funktionierendes Rädchen.
In einem anonymen System zu sein.
Der Stress hätte sich verinnerlicht.
Und der vermeintliche berufliche Erfolg.
Hätte ihm in keiner Weise erfüllt.

Er wollte sich von der Last befreien.
Die andere nicht als solche erkennen.
Er wolle die Welt neu kennenlernen.
Natürlich brauche er dafür auch Geld.
Er wolle von Gelegenheitsjobs leben.
Das würde schon irgendwie klappen.
Er leiste sich jetzt den größten Luxus.
Den es auf Erden geben könne.
In persönlicher Freiheit zu leben.

Ich denke nicht, dass es mir zusteht.
Seinen Schritt zu beurteilen.
Aber ich bewundere seinen Mut.
Diesen Schritt gesetzt zu haben.
Wohin er ihm auch immer führen wird.

Pedro

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