Der Webdesigner – Geschichten aus dem Cafe Steiner

In meinem letzten Beitrag erzählte ich unter dem Titel „Die Bohnenzeitung im Cafe Steiner“ davon, dass Silvia und und ich kürzlich das legendäre Stammlokal mit den „Bohnenzeitung“ T-Shirts  besucht hatten. Wie nicht unbedingt zu erwarten war hatten wir mit diesem Auftritt doch bei dem einen oder anderen Gast ein wenig Interesse geweckt.

Als ich das „Cafe Steiner“ eine Woche später besuchte wurde ich von Kellnerin Monika auf den Besuch in der Vorwoche angesprochen. „Und wie war eure vorwöchige Tour durch die Innenstadt, habt’s ihr noch genug Leute erreichen können?“ Nun, mit einem solchem Ehrgeiz haben wir unsere Promotion-Tour letztlich auch nicht betrieben, weshalb ich gegenüber Monika darauf nur kurz eingehen wollte. „Wir hatten ein schönes Wochenende und was die Bohnenzeitung betrifft, die hat sowieso ihre eigene Dynamik“.

Das sollte aber noch nicht die einzige Bezugnahme auf die Bohnenzeitung an diesem Abend bleiben. Ich hatte mit meinem Kollegen, Charly, an einem Tisch unweit der Schank Platz genommen als sich etwas später Helmuth zu uns gesellen sollte. Helmuth war mir schon bei vergangenen Besuchen im „Cafe Steiner“ als sehr kommunikativer Mensch aufgefallen mit dem sich aber bisher noch nie ein Gespräch ergeben hatte. Vielleicht war dafür auch sein Verhalten mitverantwortlich aus dem man aus meiner Sicht durchaus ein überspieltes Selbstbewusstsein herauslesen konnte.

Mit den Worten „Stör ich?“ nahm Helmuth an unserem Tisch Platz ohne eine Antwort abzuwarten. „Du kennst mi eh, ich bin der Helmerl“, begann er sich vorzustellen um rasch mit seinem eigentlichen Anliegen nachzusetzen. „Ich hab das letztemal mitkriegt, wie du dich da mit anderen Leuten über deine Homepage unterhalten hast. Kennst‘ dich da aus mit solchen Sachen?“ Nun, ich erwiderte Helmuth dass ich zwar mit dem Wesen eines Webservers durchaus vertraut sei, es bei der Bohnenzeitung aber vordergründig darum gehen würde eine Literaturplattform zu betreiben.

„Das ist doch wurscht, was’d auf der Homepage stehen hast. Ich mach das nämlich selbst auch und ich sag dir dass da viel Geld auf der Straßen liegt.“ Meinem Argument, dass die Zeit, wo manche Leute meinten als Webdesigner reich werden zu können längst vorbei sei wollte sich Helmuth natürlich nicht anschließen. Einige Einblicke in seinen Wirkungsbereich sollten seine Sichtweise verdeutlichen. „Was glaubst wie vielen Lokalen ich schon eine Homepage verkauft hab. Auch mit dem Chef von dem Lokal hab ich schon geredet, oder zuletzt hab ich eine Homepage für eine Trafik gemacht. Und ich hätt mir halt gedacht, dass wir zwei da zusammenarbeiten könnten.“

Jetzt war die Katze also aus dem Sack. Ich möchte gestehen, dass es nicht unbedingt das erste mal war, dass ich mit einem solchen Vorschlag konfrontiert wurde. Jetzt wollte ich noch wissen, wie unser semiprofessioneller Webdesigner seine Geschäftspraktiken gestaltet und fragte ihm nach seinen eigentlichen Brotberuf. „Ich arbeite bei einer Spedition und das mit dem Homepages rennt halt so nebenbei, weißt eh natürlich schwarz.“ Es ist für mich durchaus vorstellbar, dass Helmut letztlich vor allem auch durch sein hartnäckiges und direktes Auftreten Kundschaften lukrieren kann. Wieweit es für ein kleines Kaffeehaus oder gar eine Trafik überhaupt zielführend ist eine Webpräsenz vorweisen zu können sei natürlich dahingestellt.

Auch wenn ich selbst schon die eine oder andere Webseite gestaltet habe und Freunden bei Webprojekten gerne behilflich bin habe ich schlicht und einfach kein Interesse daran in die Fußstapfen von Helmuth zu treten, was ich diesen letztlich auch wissen ließ. „Man kann die Leut‘ ned zu ihrem Glück zwingen.“, war sein Kommentar darauf, der mich nicht übermäßig beeindruckte. Jedenfalls verließ er mit einem kurzen „Macht’s es gut, Leute!“ unseren Tisch und nahm wieder an der Schank Platz. Mein Kollege, Charly, war unserem Gespräch wortlos gefolgt, im Laufe des Abends sollte sich aber sehr wohl noch herausstellen, dass ich mit meiner Meinung über Helmuth nicht ganz alleine da stehen würde.

Pedro

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