25 Jahre

Es sind oftmals gerade die runden oder halbrunden Jahrestage, die uns zu manch ausschweifenden Gedanken verleiten können. Der heutige Rückblick ist den vergangenen 25 Jahren gewidmet …

Auch wenn ich meine Gedankenwelt nicht zu sehr mit der Vergangenheit belasten möchte habe ich zuletzt doch ein wenig über ein solches persönliches Jubiläum nachgedacht. Im Juni 1989 – vor mittlerweile bald 25 Jahren – habe ich meine Schulausbildung abgeschlossen. Da das Bundesheer auf mich verzichtete habe ich mich unmittelbar nach dem letzten Schultag schon aktiv mit der Jobsuche beschäftigen können. Der Arbeitsmarkt der zu Ende gehenden 80er Jahre ist wohl kaum mit dem heutigen vergleichbar, im besonderen wenn es die IT-Branche betrifft. Anstelle der heute kaum mehr wegzudenkenden Jobportale im Internet durchforstete ich wöchentlich die Samstag-Ausgabe der Tageszeitung „Kurier“ nach interessanten Stellenausschreibungen. Einigen Betrachtungen zu den damaligen Erlebnissen, aber letztlich auch einem groben Rückblick auf die vergangenen 25 Jahre, sollen meine heutigen Zeilen gewidmet sein.

Auch wenn ich an diesem Umstand nicht mehr allzu häufig zurückdenke, kann ich es nicht ganz verleugnen dass mein Start ins Berufsleben ziemlich holprig verlief. Ich hatte nach der dreijährigen Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann noch keine konkreten Vorstellungen über meine berufliche Zukunft und wohl noch viel weniger Selbstvertrauen. Im ersten Job bei einer heute nicht mehr bestehenden Fotohandelskette wurde ich nach nur zwei Monaten gekündigt – es war mir offenbar nicht gelungen mich in das kleine Team zu integrieren. Ein Computerhändler mit Zentrale in Innsbruck war gerade auf Expansionskurs und suchte Verkaufsmitarbeiter. Nach einem kurzen Vorstellungsgespräch in einer Filiale in Wien war auch schon alles unter Dach und Fach. Ich solle eine Einschulung in der Filiale in Innsbruck durchlaufen um den Aufgabenbereich kennenzulernen, der neben dem Verkauf auch das Hardware-Service umfassen würde. So verbrachte ich also die nächsten drei Wochen in Tirol, eine Übernachtungsmöglichkeit in einer kleinen Frühstückspension am Stadtrand wurde mir zur Verfügung gestellt.

Das Unternehmen war gerade dabei seine zweite Filiale in Wien zu eröffnen und es wurde mir in Aussicht gestellt, diese Filiale leiten zu dürfen. Heute muß ich bei der Vorstellung über mich als 18jährigen Filialleiter einfach nur den Kopf schütteln, aber damals gab es offenbar keine Bedenken dazu. Ich hatte es zuvor nie angestrebt im Verkauf zu arbeiten und übersah auch meine fehlende Eignung.  Im Herbst war es dann soweit, dass ich zusammen mit einer Teilzeitkraft die eigene Filiale eröffnen durfte. Für eine Sechstage-Woche bekam ich ein Bruttogehalt von 10.000 Schilling, welches ein Überstundenpauschale beinhalten sollte. Meine Erinnerungen an diese Zeit sind schon weitgehend verblasst und ich denke. dass ich mich schon ziemlich bald am falschen Platz sah, ohne es offen aussprechen zu wollen. Als mein fehlendes technisches Geschick im Umgang mit PC-Hardware zu den ersten Kundenbeschwerden führte wurde mir per FAX die Kündigung zugestellt.

Nach der Einsicht, dass diese Jobwahl doch  etwas zu überhastet getroffen wurde wandte ich mich wieder dem „Kurier“ zu und schickte Bewerbungsschreiben aus. Schon bald fand ich unter den Stellenausschreibungen ein recht verlockendes Jobangebot. Eine kleine Leasingbank in der Wiener Innenstadt suchte einen Operator zur Bedienung der Großrechner und am 2. Jänner 1990 konnte ich tatsächlich in der Bank anfangen. Das Rechenzentrum war im Kellergeschoß untergebracht und ich versah dort mit fünf anderen Kollegen meinen Dienst im Schichtbetrieb, was Arbeitszeiten zwischen 6 Uhr früh und Mitternacht bedeutete. Das Aufgabengebiet umfasste unter anderem die Datensicherung auf Magnetbändern, aber zu einem wesentlichen Teil auch das Bedienen der Drucker inklusive Nachbearbeitung wie Schneiden und Separieren. Das Betriebsklima war keinesfalls spannungsfrei, aber ich war jedenfalls froh diesen Job gefunden zu haben. Dass der Dienstvertrag zunächst auf sechs Monate befristet abgeschlossen wurde wäre in dem Unternehmen normal, ich würde später ohnehin unbefristet angestellt werden.

Etwa zeitgleich mit mir startete in der Leasingbank aber auch ein Consultingunternehmen, welches entsprechende Einsparungspotentiale aufzeigen sollte. Ich kann mich durchaus noch daran erinnern, dass der Consulter mit der Stoppuhr versuchte unsere Arbeitsabläufe zu überprüfen. Nun, was soll ich sagen – mein Dienstverhältnis wurde jedenfalls nicht verlängert und endete nach sechs Monaten. Als Notiz am Rande möchte ich erwähnen, dass sowohl der PC-Händler, wie auch das kleine Bankinstitut knapp fünf Jahre später Geschichte waren.

Ich hatte erst vor kurzem die erste eigene Wohnung angemietet. Die 23 Quadratmeter mit WC am Gang und ohne Bad waren alles andere als Luxus, für mich aber damals ein wichtiger Schritt. Ich verfügte nun über eine eigene Wohnung und einen alten VW Golf, war aber trotzdem nur mit relativ geringen Fixkosten konfrontiert. So schickte ich also wieder die Bewerbungsschreiben aus und hatte letztlich ein Vorstellungsgespräch bei einem Transportunternehmen in Wien. Es wurde für die EDV-Abteilung ein Operator im Schichtdienst gesucht und ich konnte im September 1990 den Dienst antreten. Auch wenn die Arbeitszeiten zwischen 6 Uhr und etwa 2 Uhr früh mit regelmäßige Wochenendeinsätze nicht jedermanns Sache waren wurden diese durch eine relativ lukrative Schichtzulage versüßt. Das Aufgabengebiet  des Operators war rund um Datensicherung, Outputmanagement und Jobplanung dem bei der Bank durchaus ähnlich. Es umfasste darüber hinaus aber auch den Hardwaresupport bei den Anwendern, die in dem weitläufigen Areal verteilt saßen. Ich kann vorab verraten, dass ich in dem Unternehmen sechs Jahre und vier Monate beschäftigt war, was mir damals wie eine kleine Ewigkeit vorkam. Das Dienstverhältnis endete erst im Jänner 1997, als der EDV-Standort in Wien aufgelassen wurde. Die Personalfluktuation in unserem fünfköpfigen Team war hoch und das Klima schlecht.  Zumindest im ersten Jahr  hing mein Job aufgrund verschiedenartiger Umstände an einem seidenen Faden, einer Kündigung bin ich nur im letzten Augenblick entgangen.

Ich hatte in den Jahren bei dem Transportunternehmen auch die eine oder andere externe Schulung besuchen können und im Herbst 1996 einen einjährigen Netzwerkkurs an der HTL Abendschule begonnen. Als ich nun neuerlich arbeitslos wurde beschloß ich jedenfalls einen Schnellschuß zu vermeiden und nicht den nächstbesten Job anzunehmen. In Summe war ich knapp fünf Monate daheim und wollte auf die passende Chance warten, was sich letztlich bezahlt gemacht hat. So konnte ich am 16. Juni 1997 meinen Dienst in einem Tochterunternehmen einer österreichischen Bank antreten. Wenn man davon absieht, dass sich konzernbedingt der Name des Dienstgebers und die Eigentümerstruktur mehrmals geändert haben kann ich sagen, dass ich hier seit mittlerweile bald 17 Jahren beschäftigt bin. Das Aufgabengebiet hat sich in dieser langen Zeit natürlich gewandelt und dreht sich zumindest in den letzten zwölf Jahren für mich um die Systemadministration der Windows Netzwerke. Die Arbeitsbedingungen sind  gut und die Personalfluktuation gering. Ich gebe schon zu, dass im Jahr 1997 für mich – gegenüber den vorangegangenen Jobs – ein neuer und durchaus positiver Abschnitt im Arbeitsleben begonnen hat. Natürlich ist auch bei uns die Jobsicherheit keinesfalls in Stein gemeisselt und gerade manche Veränderungen in den letzten Jahren haben uns dies sehr deutlich vor Augen geführt. Der IT-Betrieb ist zwar heute für fast jedes Unternehmen eine zwingende Erfordernis, zugleich aber auch ein Kostenfaktor, der manchen Manager zu hoch erscheinen mag. Ich versuche vorsichtig optimistisch zu bleiben, möchte die Sache aber auch stets realistisch einschätzen  …

Es ist mir wichtig zu erwähnen, dass ich mit diesen Zeilen lediglich einen oberflächliche Einblick in mein Berufsleben niederschreiben wollte. Auf den Umstand, dass der 2008 diagnostizierte Hirntumor meine Leistungsfähigkeit nachhaltig beeinträchigte, möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. Für die unschönen beruflichen Erfahrungen Anfang der 90er Jahre dürfte mitverantwortlichgewesen sein, dass ich in Wahrheit ein massives soziales Manko bei der Integration in eine neues Umfeld aufweise. Ein anerkannter Psychologe hat mir schon vor geraumer Zeit unter anderem eine Sozialphobie attestiert. Und dieser Umstand – welcher im „Mind Blog“ noch öfters Erwähnung finden wird – hat nicht nur im Arbeitsleben, sondern auch bei vielen anderen Gelegenheiten zu einer Mißinterpretation meiner Person geführt.

1 Gedanke zu „25 Jahre“

  1. Nicht ohne ein wenig Ironie hast du da für uns dein Arbeitsleben noch einmal aufgerollt… Und vergleichbar wird es wohl so manch anderem gegangen sein.
    Gut Ding brauch Weile – diese Botschaft steht über allem, denn deine jetzige Firma hast du mit Bedacht gewählt – richtig. Schnellschüsse bringen nichts… auch wenn das AMS sie propagiert…

    Ich hoffe für dich, dass sich beruflich so schnell nichts für dich ändert…

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