Barack Obama – Ansichtssache

Im Herbst 2004 erschien in meiner Kolumne ein kritischer Beitrag mit dem Titel “Der gottgesandte Präsident” – George W. Bush war wenige Wochen zuvor als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wiedergewählt worden. Bushs erste wie auch die zweite Amtsperiode wurde wesentlich geprägt durch die Terroranschlägen des 11.9. und den folgenden Kampf gegen den Terrorismus – dem Krieg gegen Afghanistan und ab März 2003 dem höchst umstrittenen Irakkrieg. Bush sah sich gerne in der Rolle des Kriegsherrn – sein erster Gedanke nach dem Aufstehen wäre, wie er die USA gegen ihre Feinde verteidigen könne, ließ er einmal in einem Interview wissen. Eine Umfrage unter US-Historikern liefert ihm zum Abschied ein vernichtendes Urteil: “Es wäre schwierig, einen Präsidenten auszumachen, der, konfrontiert mit Krisen in der Welt und zu Hause, so deutlich gescheitert ist wie Bush” was ihm in den Medien bereits den Ruf als “schlechtester US-Präsident der Geschichte” eingebracht hat. Nur noch von 30 Prozent der US-Bürger genießt George W. Bush das Vertrauen. Die achtjährige Amtszeit des 62jährigen Texaners endet am 20. Jänner.

In den gewählten Nachfolger Barack Obama werden große Hoffnungen gesetzt. Barack Hussein Obama wurde am 4. August 1961 in Honolulu (Hawaii) geboren. Obama ist seit 1992 mit Michelle Obama verheiratet, das Paar hat zwei Töchter. Dem einstigen Senator aus Illinois wurden schon früh Ambitionen für die Präsidentschaftswahl nachgesagt. Am 10. Februar 2007 verkündete er schließlich seine Präsidentschaftskandidatur für die Demokratische Partei. Im Juni 2008 hatte er die notwendigen Zahl der Delegierten, um sich innerparteilich als Kandidat gegen Hillary Clinton durchzusetzen, die ihm umgehend ihre Unterstützung im Wahlkampf gegen seinen republikanischen Kontrahenten John McCain zusicherte. Im Sommer startete dann der Hauptwahlkampf, aus dem Obama bei der Wahl am 4. November 2008 mit 52,92 Prozent der Stimmen als zukünftiger US-Präsident hervorgehen sollte. Nicht nur, dass damit der erste farbige Präsident in das Weiße Haus einzieht bedeutet dieser Wahlsieg politisch im Vergleich zu seinem Vorgänger eine kleine Revolution.

Barack Obamas Wirtschaftspolitik orientiert sich in mancherlei Hinsicht an der Politik eines vorsorgendes Sozialstaates und einer Besserstellung der Mittelschicht und Arbeiterklasse, was teilweise durch Steuererleichterungen erreicht werden soll. Obama tritt für eine Reform des Gesundheitssystems durch Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung ein – sein erklärtes Ziel, dass am Ende seiner Amtsperiode alle Amerikaner krankenversichert sein sollen ist für die USA äußerst revolutionär. Sparmaßnahmen sind hingegen bei der Subventionierung der Ölindustrie, der Raumfahrt und anderer Etats geplant. Erschwerend kommt hinzu, dass Obama das Ruder in einer Zeit der Rezession übernimmt und verhindern muss, dass diese in eine Depression abrutscht, wofür aber auch schon rasch umsetzbare Initiativen geplant sind.

Zum Irak-Krieg trat Obama stets öffentlich als Gegner der von Bush getroffenen Entscheidungen hervor, was im Wahlkampf auch keine unwesentliche Rolle gespielt haben dürfte. Zum Thema Iran will Obama zwar militärische Handlungen nicht “vom Tisch nehmen”, schließt aber auch direkte Gespräche ohne bestimmte Vorbedingungen mit dem Iran und Syrien nicht aus. Klar scheint aber auch, dass sich auch Obama den möglichen Bedrohungen stellen muss. Dabei aber andere Prioritäten zu setzen scheint durchaus gleich vorstellbar wie wünschenswert.

Obama wird mit seinem Charisma und Charme gerne mit John F. Kennedy verglichen. Am 20. Jänner findet die feierliche Amtsübergabe im Weißen Haus statt.

© Pedro

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