Der Neid – Geschichten aus dem Cafe Steiner

„Der Neid ist was schiarches“, besagt eine alte Redewendung deren inhaltlicher Botschaft ich mich zweifellos anschließen möchte. Ich denke aber auch nicht, daß ich wirklich jemals mit dieser Seuche behaftet gewesen wäre. Die heutige Geschichte aus dem „Cafe Steiner“ soll davon erzählen wie der Neidbegriff vereinzelt etwas zweideutig und unter Umständen auch zu Unrecht angewendet werden kann.

Die österreichische Bundesregierung arbeitet derzeit an einem Sparpaket, dessen Details vorerst noch unter Verschluß gehalten werden. Ein solcher Umstand sorgt in der Bevölkerung sehr leicht für wilde Spekulationen, die auch von den Medien gerne und ausgiebig genährt werden. Auch bei meinem letzten Besuch im „Steiner“ sollte dieses Thema unter den Stammgästen für eine brisante Diskussion sorgen.

Kellner Martin machte den Vorstoß, daß er sich für die Budgetkonsolidierung in jedem Fall eine Vermögensteuer wünschen würde. Österreich sei im internationalen Vergleich zwar ein Hochsteuerland, würde aber dennoch eine sehr begüterte Klientel oftmals ungeschoren davonkommen lassen, während der Mittelstand ordentlich zur Kasse gebeten werde. Die überwiegende Zahl der anwesenden Gäste stimmte dieser Forderung zu, die möglicherweise auch Einzug in das Sparpaket finden könnte.

In seltsam energischen Ton konterte aber plötzlich Helmuth, indem er Martin mit dem Vorwurf konfrontierte, daß er mit dieser Forderung nur den Neid auf wohlhabende Bevölkerungsgruppen schüren würde. Eine ähnliche Behauptung stellte schon im Herbst vorigen Jahres die Finanzministerin Maria Fekter auf, indem sie einen Zusammenhang zwischen der Forderung nach Vermögenssteuern und dem Holocaust herzustellen versuchte. Nach heftiger Kritik wurde die skandalöse Aussage relativiert.

Martin wollte diesen an ihm gerichteten Vorwurf natürlich nicht auf sich sitzen lassen. „Warum bin ich denn bitte neidig, wenn ich von wohlhabenden Menschen eine angemessene Steuerleistung erwarte?“, fragte er in die Runde. Auch wenn Helmuht bestimmt nicht zu den Betroffenen einer Vermögensteuer zählen würde hatte er es wieder mal geschafft im „Cafe Steiner“ eine kontroverse Diskussion ins Leben zu rufen. Natürlich wurde dabei auch thematisiert, in welchem Ausmaß das Sparpaket überhaupt durch Steuerbelastungen finanziert werden solle. Einig war man sich letztlich darin, daß man gewiß nicht umhin kommen würde einzelne Gruppen zu belasten – auch wenn dieser Umstand von Politikern in dieser Form ungern ausgesprochen wird.

Es wurde aber schon oftmals versucht, die Neidkeule bei politischen Auseinandersetzungen als vermeintliches K.O. Argument einzusetzen. Immer dann, wenn es um eine Verwaltungsreform oder eine Flexibilisierung im Beamtendienstrecht geht werden von der GÖD gerne die sogenannten „wohlerworbenen Rechte“ verteidigt. So sehr eine Interessensvertretung als Lobby für ihre Mitglied agieren soll, so sehr sollte eine Bundesregierung im Sinne einer ganzheitliche Sicht agieren. Es geht nicht darum, daß ich dem Beamten seinen Job neidig wäre, sondern daß man sich einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Steuergeld wünscht. Ich bin davon überzeugt, daß ein großer Teil der betroffenen Beamten das auch nicht anders sieht.

Ein Sparpaket ist immer eine innenpolitische Herausforderung und eigentlich sollte sich bei einer umsichtigen Budgetpolitik der Bundesregierung diese Notwendigkeit gar nicht stellen.  Die Politiker sind vor allem unmittelbar vor einer Wahl sehr gerne spendabel und betreiben oftmals auch eine unverantwortliche Klientelpolitik, die letztlich die zunehmende Politikverdrossenheit in der Bevölkerung nährt.

Pedro

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