Zu den treuesten Stammgästen im „Cafe Steiner“ zählt wohl zweifellos Josef Haas, von dem ich euch in meiner Kolumne schon öfters erzählt habe. Der Rentner durfte vor gar nicht so langer Zeit seinen 70. Geburtstag bei halbwegs guten Gesundheitszustand feiern.
Die einzigen Beschwerden mit denen Josef zu kämpfen hat lägen im Bereich der Orthopädie. Es wurde ihm bereits vor einigen Jahren ein künstliches Hüftgelenk implantiert, allerdings konnte dieser operative Eingriff die gesetzten Erwartungen nicht gänzlich erfüllen. Die anhaltenden Schmerzen im Bereich der Hüfte und des Sprunggelenkes würden ihm längere Ausflüge bereits verunmöglichen, wie mir Josef zuletzt erzählte. Der daraus resultierende Bewegungsmangel würde auf Dauer wiederum zu einem Muskelschwund führen, was wohl ein schlimmer Teufelskreis sein kann.
Was Josef aber besonders übel aufstößt ist ein aus seiner Sicht mangelhaftes Angebot der Ärzte um etwas gegen seine Beschwerden zu unternehmen. Der Hausarzt hätte ihm ein relativ starkes Schmerzmedikament verschrieben, dass aber neben seiner guten Wirkung auch nicht zu vernachlässigende Nebenwirkungen zeigt. Dieser Umstand ist bei einer dauerhaften Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten leider nicht selten. Es ist natürlich nicht befriedigend wenn man durch das Medikament zwar einigermaßen schmerzfrei ist, dafür aber etwa unter Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen leidet.
Man könnte als medizinischer Laie zu dem Schluss kommen, dass es auch wesentlich effektiver wäre die Schmerzursache selbst zu bekämpfen. Zu diesem Zweck hat Josef schon zahlreiche Orthopäden aufgesucht. Die dabei gestellte Diagnose einer Arthrose bezeichnet einen allgemeinen Gelenkverschleiß, der das altersübliche Maß übersteigt. Die Arthrose ist natürlich als eine Alterserscheinung zu sehen, wohlgemerkt liegt aber im Fall von Josef offenbar ein unverhältnismäßig hoher Gelenksverschleiß vor.
Die Fachärzte für Orthopädie, die Josef bisher aufgesucht hat, haben in der Regel wenige Möglichkeiten aufgezeigt um an den Gelenksbeschwerden etwas zu verbessern. Oft war der Termin bei einem Kassenarzt auch schon nach wenigen Minuten wieder vorüber und es wurde der Eindruck hinterlassen, als könne man gegen Altersbeschwerden schlicht nichts anderes tun als mit schmerzstillenden Medikamenten dagegen vorzugehen. Die empfohlenen physikalischen Therapien hat Josef zwar absolviert, doch hätten diese zu keiner Besserung seiner Beschwerden geführt.
Von einem – wie er es formulierte – „Lichtblick“ erzählte mir Josef bei meinem letzten Besuch im „Cafe Steiner“. Er hätte sich auf Anraten eines Bekannten dazu entschlossen eine sogenannte Wahlarztordination für Orthopädie aufzusuchen. Ein Wahlarzt hat keinen Vertrag mit einer gesetzlichen Krankenkasse. Das Arzthonorar muss damit zwar vom Patienten selbst bezahlt werden, es besteht aber ein Anspruch auf eine Erstattung von 80% des Honorars, welches ein Vertragsarzt in einem solchen Fall erhalten würde. Das bedeutet also nicht, dass 80% der verrechneten Arztkosten ersetzt werden sondern eben 80% des Kassentarifes.
Josef berichtete mir, dass er zuletzt mit dem Orthopäden in einem einstündigen Gespräch die gesamte Krankengeschichte beleuchten konnte. Es hätten sich dabei auch durchaus vielversprechende Ansätze für eine weitergehende Behandlung ergeben. Natürlich wird die Therapie eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen und vorerst stehen grundlegende Untersuchungen im Bereich der Orthopädie und Neurologie an. Übertriebene Erwartungen sind wohl auch nicht angebracht, aber ich verstehe Josef durchaus gut und freue mich für ihn, dass er sich nun wieder in guten Händen fühlt.
Ich wollte mit meinem heutigen Beitrag bestimmt keine pauschale Aussage treffen, dass Kassenärzte ihre Patienten zu rasch abfertigen würden. Dass durch eine private Zuzahlung aber die Möglichkeit besteht ein erweitertes Spektrum zu beanspruchen ist für mich weder überraschend noch unnatürlich. Wie die Stammgäste und Kellner Martin im „Cafe Steiner“ über die Arztwahl von Josef denken erfahrt ihr demnächst in meiner Kolumne.
Pedro
hallo,
vielen dank für den sehr interessanten artikel!
auch für mich langsam ein thema!
hippokrates meint zwar:
“ die wirksamste medizin ist die natürliche heilkraft, die im Inneren eines jeden von uns liegt “
aber leider lassen im alter die natürlichen heilkräfte bedenklich nach!
liebe grüsse
kurt kölbach