Die Buchhandlung von morgen – Geschichten aus dem Cafe Steiner

Ich hatte euch in den vorangegangenen Geschichten schon manchmal von Josef erzählt, der kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte. Von seinem Sohn hatte er zu diesem Anlaß einen großzügig bemessenen Gutschein für einen Einkauf in der österreichischen Buchhandelskette „Thalia“ erhalten, wie er uns kürzlich an einem Abend im „Cafe Steiner“ erzählte. Ich habe Josef als sehr kultivierten Menschen kennengelernt und bin davon überzeugt, daß er in der vielfältigen Welt der Literatur bestimmt einige Bücher finden kann, die für ihm eine echte Bereicherung darstellen werden.

Josef erzählte uns an dem Abend auch davon welche Bücher er schon für seinen nächsten Besuch in der Buchhandlung im Visir hätte und man konnte die Begeisterung für manchen Buchtitel durchaus fühlen. Jürgen saß an der Schank und war den Ausführungen von Josef gefolgt, warf nun aber einen etwas anderen Aspekt ein. „Also ich glaube daß es in einigen Jahren solche Buchhandlungen gar nicht mehr geben wird.“ Die anwesenden Stammgäste zeigten sich irritiert, war doch Jürgen durchaus für seine fallweise kontroversen Ansichten, bestimmt aber nicht als Kulturbanause welcher die Existenz von Büchern in Frage stellt, aufgefallen.

„Meinst du, daß die Leute künftig keine Bücher mehr lesen werden?“ versuchte ich Jürgen sprichwörtlich auf den Zahn zu fühlen und fügte hinzu, daß ich dies gleichermaßen bedenklich wie schade finden würde. „Nein“, erwiderte mir Jürgen, „aber schau, die elektronischen Medien werden die Bücher verdrängen. Das Internet, oder die Tablets wie der iPad sind am Vormarsch. Und wer wird dann noch auf die Idee kommen sich ein Buch zu kaufen wenn es viel einfacher und billiger geht.“

Natürlich ist mir die technische Entwicklung keinesfalls verborgen geblieben, doch sehe ich sie in erster Linie als Ergänzung zu bestehenden Medien und nicht als Gefahr. Es läßt sich natürlich nicht bestreiten, daß sich die Kommunikationsgewohnheiten der Menschen durch die neuen Medien teils gravierend geändert haben. Auch selbst bin ich davon keinesfalls ausgenommen und nutze das Internet teils intensiv für Nachrichten, Recherchen, Kommunikation, Unterhaltung und vieles andere. Doch findet sich in meiner Wohnung genauso eine recht ausgeprägte Büchersammlung, die bei Bedarf laufend erweitert wird. Ein Buch stellt für mich einfach auch einen ideellen Wert dar und ich kann mir nicht vorstellen, daß sich dies in naher oder mittlerer Zukunft so stark ändern könnte.

Jetzt wollte ich von Jürgen wissen, in welchem Zeitrahmen er das Ende des ursprünglich im 15. Jahrhundert von Johannes Gutenberg erfundenen Buchdruckes sehen würde. „Also ich schätze, daß in 20 Jahren kein Mensch mehr ein Buch kaufen wird“, bekam ich zur Antwort. Ich gestehe ein, daß ich mich mit meiner Einschätzung täuschen kann, doch ist dies für mich nicht wirklich vorstellbar. Die elektronischen Medien haben den Buchmarkt zweifellos verändert. So denke ich etwa, daß das Allgemeine Lexikon zugunsten des World Wide Web bestimmt an Bedeutung verloren hat. Ich glaube aber nicht, daß ich Sachbücher oder Romane künftig ausschließlich am iPad oder einem vergleichbaren Tablet oder E-Book Reader lesen werde. Trotz zweifellos vorhandener technischer Möglichkeiten stellt sich letztlich immer noch die Frage, ob dies von den Menschen auch entsprechend angenommen wird …

Pedro

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