Die Debatte um die Parallelgesellschaft des Islam – Ansichtssache

In der vergangenen Woche ist in der österreichischen Innenpolitik eine Debatte um die heimischen Religionslehrer des Islam entbrannt. Auslöser der Sache war eine Dissertation mit dem Titel „Der islamische Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft“, im Zuge derer auch eine Umfrage unter 210 Religionslehrern durchgeführt wurde. Letztlich kam man dort zum Schluss, dass 22,6 Prozent der Lehrer „fanatische Haltungen“ einnehmen und 21,9 Prozent die Demokratie ablehnen würden. Auch mit Aussagen über die angebliche Gewaltbereitschaft von Muslimen wurde die Umfrage gewürzt.

Meiner Meinung nach sind Umfragen in dieser Form generell ein heikler Punkt. Wenn aber erhoben wird, dass etwa 40 Prozent der Islamlehrer keine pädagogische bzw. 37 Prozent auch keine theologische Ausbildung hätten pflichte ich dem Wiener Integrationsbeauftragten Al-Rawi bei, der dieses Ergebnis als „schockierend“ bezeichnete. Erfreulicherweise zeigt sich aber auch ein auffallender Generationenunterschied darin, dass junge Religionslehrer deutlich modernere Prinzipien vertreten.

Ein wenig hat es mich überrascht wie unmittelbar die heimische Politik bereit war, sich auf dieses zweifellos nicht einfache Thema zu stürzen. Bundeskanzler Faymann deponierte, dass man angesichts des Studienergebnisses „nicht zur Tagesordnung übergehen“ könne und auch allenfalls Gesetzesänderungen denkbar wären, da es „keinen Widerspruch zwischen Demokratie und Religionsfreiheit“ geben dürfe. Das österreichische Religionsunterrichtsgesetz besagt derzeit, dass anerkannte Religionsgemeinschaften selbst für die Ausbildung und Auswahl ihrer Lehrer zuständig sind. Eine gesetzliche Änderung hätte aber natürlich nicht nur Auswirkungen auf islamische Lehrer sondern auch auf katholische Religionslehrer und damit letztlich das Konkordat, wie Bürgermeister Häupl ergänzte. Ob dies generell der richtige Weg sein könnte, dem Staat stärkere Kompetenzen beim Religionsunterricht zu geben, müsste man in einer vorsichtig geführten längeren Diskussion zu klären versuchen.

Auch die Oppositionsparteien waren nicht verlegen die Debatte mit Wortspenden zu garnieren, wo ganz offensichtlich die sehr kontroversiellen Positionen der Parteien zum Ausländerthema zu Tage kamen. Das BZÖ ging etwa sogar so weit für ein „erweitertes Verbotsgesetz“ zu werben, um damit gleich nebenbei das von einigen Vertretern der Partei nicht allzu geschätzte Verbot für nationalsozialistische Wiederbetätigung zu thematisieren. In ein ähnliches Horn blies FPÖ-Parteiobmann H.C. Strache, der die SPÖ aufrief aus ihren „Multikulti-Träumen“ zu erwachen. Sachlicher gab sich der Bildungssprecher der Grünen, der zu einer „generellen Diskussion“ aufrief, aber auch klarlegte, dass Lehrer „die Menschenrechte ablehnen oder die Todesstrafe für abtrünnige Muslime befürworten“ an österreichischen Schulen nichts verloren hätten.

Ich denke, dass der Zugang eines Moslems zu seiner Religion ein anderer ist, als der eines Christen – und das sage ich wohlgemerkt äußerst wertfrei. Eine Religionsgemeinschaft ist zugleich auch eine Kulturgemeinschaft, die teilweise tief in den gesellschaftspolitischen Verhaltensweisen verankert sein kann. Meine persönliche Sichtweise als Agnostiker, der einer Amtskirche eher reserviert gegenüber steht, tut hier nichts zur Sache, da ich die Gefühle auch von streng gläubigen Menschen immer akzeptieren und respektieren werde. Ein Fanatismus oder das Aufzwingen von Meinungen oder Verhaltensregeln hat aber nicht nur in der Religion nichts verloren.

Pedro

Schreibe einen Kommentar