Die neue Wohnung – Geschichten aus dem Cafe Steiner

Ich habe euch im Herbst vorigen Jahres in meiner Kolumne von einem Treffen mit einem ehemaligen Arbeitskollegen im „Cafe Steiner“ erzählt. Erwin Bayer war damals auf der Suche nach einer neuen Wohnung, da ihm die bisherige Garconniere allmählich zu klein geworden war. Wir unterhielten uns an dem Abend über die bestmögliche Vorgangsweise um unkompliziert an eine geförderte Mietwohnung in Wien gelangen zu können.

Die Wohnungssuche sollte, nachdem sich Erwin an das „Wohnservice Wien“ gewandt hatte, letztlich auch recht rasch von Erfolg gekrönt sein. Das Wohnservice ist eine Serviceeinrichtung in Wien, die für die Vermittlung von geförderten Wohnung zuständig ist. Es werden in Wien derzeit jährlich mehrere Tausend Wohnungen gebaut, sodaß es eigentlich zu keiner dramatischen Wohnungsknappheit kkommen sollte. Dennoch ist nach Anmeldung für eine Neubauwohnung mitunter mit einer längeren Wartezeit zu rechnen. Auch der zu bezahlende Eigenmittelanteil stellt künftige Mieter oftmals vor eine finanzielle Herausforderung.

Mittlerweile ist Erwin seit rund drei Monaten Mieter einer Genossenschaftswohnung in Wien-Favoriten. Bei einem Treffen am vergangenen Wochenende im „Cafe Steiner“ konnte er natürlich einiges von den Mühen berichten, mit denen eine Übersiedlung verbunden ist.

Es war klar zu erkennen, daß Erwin mit seiner neuen Wohnung zufrieden war. Dennoch bekam ich an dem Abend einige nicht so erfreuliche Details zu hören. So wäre etwa der Trittschall in dem Wohnhaus offenbar unzureichend gedämmt. Es wäre in der Wohnung deutlich zu hören, wenn der Mieter in der darüberliegenden Etage durch die Wohnung geht. Erwin möchte dem Nachbarn natürlich keinen Vorwurf daraus machen, da dieser ihm auch versichert hatte daß er jegliche unnötige Lärmentwicklung vermeiden würde. Der Bauträger meinte dazu lediglich, daß ihm dieses Problem auch von anderen Mietern bereits gemeldet wurde. Zugleich wurde aber darauf verwiesen, daß ein gewisser Trittschall zu tolerieren sei. Auch die Rechtssprechung vertritt im übrigen diese Ansicht. Es würde mich durchaus interessieren welcher Baufehler für eine solche Problematik mitverantwortlich sein könnte. Denn schön ist es bestimmt nicht, wenn man ungewollt zu sehr in den Tagesablauf seiner Nachbarn einbezogen wird.

Die Wohnung von Erwin verfügt über eine verglaste Veranda, bei der sich undichte Stellen gezeigt hatten. In der vorigen Woche sollte ein Mitarbeiter der Wohnbaugenossenschaft im Haus anwesend sein, wo allfällige Reklamationen vorgebracht werden konnten. Bei dem Gespräch erhielt Erwin wenigstens die Zusicherung, daß man die Schäden an den zuständigen Fachbetrieb zur Behebung weiterleiten würde. Allerdings ließ sich der Mitarbeiter zu einer unbedarften Bemerkung hinreißen, die ich nur mehr als Unverschämtheit bezeichnen kann. „Ich muß ihnen ehrlich sagen, daß ich mir die Wohnung an ihrer Stelle alleine schon wegen des Grundrisses nicht genommen hätte.“, sollte die Bemerkung des Mitarbeiters auf die vorgetragenen Reklamationen sein. Man muß sich diese Aussage auf der Zunge zergehen lassen. Ein Mitarbeiter einer Firma sagt zu seinem Kunden, daß er ihm abgeraten hätte Kunde zu werden. Natürlich gibt es für diesen Vorfall keinen Beweis, weshalb Erwin letztlich von einer Beschwerde beim Bauträger auch Abstand nahm.

Ich betrachte den geförderten Wohnsbau grundsätzlich als eine wertvolle Maßnahme um qualitativ hochwertigen und leistbaren Wohnraum zu schaffen. Dennoch lassen mich Umstände wie etwa die erwähnte Trittschallproblematik mutmaßen, daß die qualitativen Standards nicht immer zum Besten bestellt sein dürften. Für eine rund 80 Quadratmeter große Wohnung mußte Erwin einen Barbetrag von € 35.000,00 hinterlegen und zahlt eine monatliche Miete von € 580,00, was durchaus im üblichen Preisband in Wien liegt. Ich finde es in diesem Zusammenhang bestimmt nicht tolerierbar über Baufehler hinwegsehen zu müssen.

Pedro

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