Die PISA-Studien werden seit dem Jahr 2000 regelmäßig durchgeführt um die alltags- und berufsrelevanten Fähigkeiten von Schülern zu überprüfen und international vergleichen zu können. Das Ergebnis dieser Studie aus dem Jahr 2009, welche auf der Bewertung von 470.000 Schülern aus 65 Ländern basiert, sorgte speziell in Österreich für einige Irritationen.
28 Prozent der 15- und 16jährigen Österreicher hätten demnach Probleme sinnerfassend zu lesen – damit erreicht Österreich nur 470 Punkte und belegt international einen Platz in den hintersten Rängen, nämlich den Platz 31 unter 34 teilnehmenden OECD-Ländern. Besorgniserregend ist auch, dass sich die Ergebnisse für das Land im Vergleich zur PISA Studie 2006 durchgängig verschlechtert hatten. Auch in Sachen Mathematik und Naturwissenschaften konnten die österreichischen Schüler bestenfalls im Mittelfeld abschneiden. 15 Prozent der Schüler erwiesen sich in allen drei PISA-Kompetenzbereichen als Risikoschüler, 34 Prozent wiesen zumindest in einem Kompetenzbereich Defizite auf.
Auch wenn besonders die Defizite beim Lesen im ersten Moment – und auch gewiss nicht unberechtigt – alarmierend wirken sollte dies dennoch nicht falsch interpretiert werden. Das Ergebnis soll nicht heißen, dass die Schüler gar nicht lesen können – letztlich könnte man dies sonst mit Analphabetismus assoziieren. In Sachen Lesekompetenz in den überprüften Teilbereichen wie Extrahieren, Interpretieren sowie Reflektieren und Bewerten taten sich Österreichs Schüler aber schwer. Wenn 45 Prozent der Schüler angeben, dass sie überhaupt kein Vergnügen beim Lesen empfinden würden lässt sich daraus auch eine mögliche Ursache für die schwachen Ergebnisse ableiten. Hier ließe sich leicht sagen, dass die neuen Medien das Leben der Jugendlichen verändert hätten doch sollte nicht außer Acht gelassen werden dass dieser Umstand auch auf die anderen Länder zutrifft, die vergleichsweise recht passable Ergebnisse bei der PISA Studie erzielt haben.
Die heimischen Boulevard-Medien überschlugen sich anfangs mit pauschalierten Schuldzuweisungen um einen Verantwortlichen für die Misere am Silbertablett präsentieren zu können. Da mussten die Lehrer gleichermaßen herhalten wie das Elternhaus oder die Herkunft – ohne damit aber auch nur ansatzweise eine Lösung für die Probleme erarbeitet zu haben. Für mich ist jedenfalls in erster Linie die Politik gefordert das Ergebnis zu analysieren um notwendige Veranlassungen zu setzen. Natürlich habe ich selbst auch keine Paradelösungen anzubieten, nicht zuletzt fehlen mir dazu auch entsprechend notwendige tiefgehende Einblicke in das Bildungssystem des Landes. Unterrichtsministerin Claudia Schmid nannte die Ergebnisse jedenfalls in einer ersten Stellungnahme „niederschmetternd“, wo ich ihr durchaus beipflichten möchte.
Die politische Diskussion ist letztlich aber auch sehr rasch wieder abgeflacht. Kurz flammte die Diskussion über eine gemeinsame Schule der 10- bis 14jährigen Schüler auf, bei der die Koalitionspartner SPÖ und ÖVP aber auch in der Vergangenheit keine Einigung erzielen konnten. Der grundsätzlich zielführende Initiativgedanke in Richtung Ganztagsschulmodelle – gemeint ist damit gewissermaßen ein öffentliches Nachhilfeangebot – scheitert wahrscheinlich an der finanziellen Umsetzung. An dieser Stelle liefert die Lehrergewerkschaft mit ihrer Besitzstand wahrenden Haltung bestimmt keinen Bonus für das Bildungssystem. Letztlich erwähnt seien die Kompetenzstreitigkeiten zwischen Bund und Ländern, die ich aber wiederrum als reinen Machtkampf interpretiere aus dem kaum ein Verbesserungspotenzial herauszulesen sein wird.
In mancher öffentlich geführten Diskussion zum Thema PISA Studie wurden gerne die Migranten als die wahren Schuldigen für das schlechte Abschneiden pauschal angeprangert – auch wenn die PISA Studie das in dieser Form keinesfalls bestätigt. Was die Studie hingegen belegt ist, dass Schüler aus sogenannten sozioökonomisch schlechter gestellten Familien auch zumeist schwache Leistungen erbringen oder – anders formuliert – nur 5 Prozent trotz schlechter Voraussetzung gute Leistungen erbringen würden. Die Studie weist aber natürlich auch erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Schulen auf – wieweit dies mit den Lehrern oder den Schülern dieser Schule begründet werden kann wäre zu hinterfragen um entsprechend gegensteuern zu können.
Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die PISA Ergebnisse in den anderen Ländern. Dass es Länder wie Shanghai, Korea, Hongkong und Singapur in die Top fünf geschafft haben zeigt – wie die OECD auch betont – dass kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen wohlhabenden Ländern und besserem Schulsystem herstellbar ist. Finnland ist das einzige europäische Land, das weit vorne – auf Platz zwei des PISA Rankings – zu finden ist. Deutschland konnte bei der PISA Studie 2009 immerhin ein Ergebnis erreichen, dass knapp über dem Durchschnittswert liegt und vor allem eine Verbesserung gegenüber dem Ergebnis 2006 darstellt. Es sollte naheliegend sein, dass sich die heimischen Bildungsbeauftragten Anleihen bei den Ländern mit durchgängig besseren Ergebnissen nehmen mögen.
Pedro