Die Ruhe vor dem Sturm

In den nachfolgenden Zeilen möchte ich eine persönliche Zeitreise in das Jahr 2007 unternehmen. Damals zogen allmählich dichte Wolken am Himmel auf …

Berufsleben

Vor zehn Jahren, also im Frühjahr 2007, war ich bereits seit 18 Jahren in der IT-Branche tätig und hatte rückblickend gesehen den Höhepunkt meiner Berufslaufbahn erreicht wie zugleich auch überschritten. Mit dem Job bei einem IT-Dienstleister, wo ich 1997 an Bord gegangen  war, konnte ich mich trotz manch stressiger Phasen stets gut identifizieren.

Das Unternehmen wurde 2010 aufgelöst und die zahlreichen Restrukturierungen verursachten für die Mitarbeiter zunehmend turbulenter und zugleich unsicherer werdende Zeiten.

Mischa

In den vergangenen Jahren verband mich mit Mischa, der einst das Interkulttheater gegründet hatte, eine gute und enge Freundschaft. Mischa war darüberhinaus auch als Schauspieler, Schriftsteller und Gastronom erfolgreich tätig gewesen. 1999 begann er eine Inspektor Columbo Parodie einzustudieren und trat damit in Wiener Szene-Lokalen und bei Veranstaltungen auf. Es war eine schöne Zeit, in der ich Mischa bei seinen vielfältigen Ideen zur Seite stehen durfte.

Mischa starb am 21. Juli 2007 im 59. Lebensjahr nach kurzer schwerer Krankheit. in Wien. Weitere Informationen und zahlreiche Fotos findet ihr unter svg mischa.labut.at

Mama heiratet

Meine Mama hatte sich im Juli 2005 aus höchstpersönlichen Gründen für einen neuen Lebensabschnitt entschieden. Karl war  – bewusst wertfrei formuliert – soviel anders als Joschi, den sie 2001 geheiratet hatte. Die Irritationen im Bekanntenkreis – auf die ich hier nicht näher eingehen möchte – waren erheblich, schwer nachvollziehbar und zwischenmenschlich nicht allzu ehrenvoll. Noch im selben Jahr trennte sich meine Mama von Joschi einvernehmlich und der gemeinsam angeschaffene Kleingarten in Favoriten musste deutlich unter seinem Wert verkauft werden.

Mama lebte mit Karl, der sich ebenso gerade scheiden hatte lassen, in dessen Kleingartenhaus in Floridsdorf, wo ich auch regelmäßig zu Besuch war. Im Jahr 2006 konnten die beiden trotz begrenzter finanzieller Mittel in Thailand und auf der griechischen Insel Kos urlauben. Den Heiligen Abend in den Jahren 2005 und 2006 verbrachten wir zusammen mit Oma in meiner damaligen Wohnung am Wienerberg. Es waren die einzigen Jahre, in denen ich daheim einen Christbaum aufgebaut hatte.

Am 29. August 2007 heirateten Mama und Karl am Standesamt Floridsdorf. Dabei durfte ich als Trauzeuge meiner Mama agieren, wobei außer der Gartennachbarin und einem Bekannten von Karl niemand an der kleinen Zeremonie teilnahm. Ich bin davon überzeugt, dass die beiden glücklich waren und stand dem mutigen Schritt positiv gegenüber.  Im Anschluß an das Standesamt waren wir in einem nahegelegenen Gasthaus essen, wo ich als Hochzeitsgeschenk den Gutschein für einen Urlaub in der Therme Loipersdorf überreichen konnte. Zum Antritt dieser Reise sollte es leider nicht mehr kommen …

Mama ist krank

Es fällt mir alles andere als leicht den Krankheitsverlauf meiner Mama erstmalig in möglichst offenen Worten wiederzugeben. Am 12. Oktober 2007 – rund sechs Wochen nach der Heirat – musste Mama in einem kleinen Wiener Bezirkskrankenhaus stationär aufgenommen werden. Im Alter von 68 Jahren war sie äußerst vital und hatte in den Jahren zuvor auch keine ernsten Erkrankungen durchleben müssen.  Mit der Diagnose einer Gelbsucht (Ikterus), die mich vorerst nicht mit allzu großer Sorge erfüllte, wurde sie nach etwa zwei Wochen wieder entlassen.

Bereits am 9. November erforderte der gesundheitliche Zustand eine neuerliche stationäre Aufnahme. Es war für uns nicht absehbar, dass sie nicht mehr nach Hause zurückkehren würde. Ich möchte die Erinnerungen an das Siebenbettzimmer ebenso vedrängen wie den Umstand, dass wir von ärztlicher Seite viel zu lange Zeit im Unklaren gelassen wurden.  Am 17. Jänner 2008 starb meine Mama nach abgebrochener Chemotherapie qualvoll an den Folgen eines inoperablen Gallengangkarzinom. Ihre letzte Ruhestätte findet sich am Friedhof Großjedlersdorf. in der Gruppe 27. Etwas mehr als sechs Jahre später wurde ihre Mama – meine Oma – an ihrer Seite beigesetzt. Verzeiht mir bitte, dass ich mich außerstande sehe auf weitere Details einzugehen …

Ein Familien Blog habe ich unter unter svg robert.labut.at gestaltet.

Sehschwäche und Hirntumor

Ab Ende 2007 hatte ich eine zunehmende Sehschwäche wahrgenommen, welche die PC-Arbeit deutlich erschwerte. Ich war davon ausgegangen, dass eine Lesebrille die notwendige Abhilfe schaffen könne – doch unter der vorherrschenden Umständen hatte der Besuch beim Augenfacharzt vorerst eine äußerst untergeordnete Priorität.

Am 12. März 2008 wurde dann nach einer MRT-Untersuchung ein Hirntumor diagnostiziert, welcher bis zum heutigen Tag zwei chirurgische Eingriffe und drei stereotaktische Bestrahlungen erforderte.  Ein weiterer therapeutischer Handlungsbedarf ist wohl in erster Linie eine Frage der Zeit. Schon vor einigen Jahren war es mir ein Anliegen dem Krankheitsverlauf ein persönliches Blog unter svg meningeom.at zu widmen.

Die Vergangenheit ist ein Teil unserer selbst – wichtiger ist aber die Zukunft, in der wir gedenken zu leben. Mit dieser Botschaft, welche an ein Zitat von Albert Einstein angelehnt ist, möchte ich meine Zeilen gerne abschließen …

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