Die Wahlentscheidung – Geschichten aus dem Cafe Steiner

Wie ich in meinem Artikel über die „Strachegasse in Wien-Simmering“ schon anklingen ließ sind politische Diskussionen im „Cafe Steiner“ bestimmt nicht an der Tagesordnung, was aus meiner Sicht auch durchaus gut so ist. Nicht dass ich politisch desinteressiert wäre – nein, das bestimmt nicht. Aber ich denke, daß allzu intensiv ausgelebte politische Diskussionen in einem Stammlokal sehr rasch dazu führen können dass gewisse persönliche Grenzen durchschritten werden, was letztlich niemandem hilft. In einer Zeit wo zwei Landtagswahlen in den Bundesländern Wien und Steiermark unmittelbar anstehen und auch ein entsprechendes mediales Interesse vorherrscht kann es sich der eine oder andere Stammgast dann doch nicht verkneifen ein wenig zu politisieren.

Unsere heutige Geschichte hat sich am vergangenen Dienstag zugetragen, als ich wieder mal  nach der Arbeit auf einen kurzen Abstecher im „Steiner“ war. Es wird nun nicht sonderlich überraschen, dass es Helmuth war, der an dem Abend das Thema Wahlkampf aufgriff. „Am Samstag war ich auf der Mariahilfer Straße und ich kann euch sagen, da haben gleich zwei Parteien ihre Wahlkampfveranstaltung abgehalten.“ Dass die politischen Parteien im Wahlkampf gerne die Ballungszentren, wie es etwa Einkaufsstraßen sind, nutzen um potentielle Wähler zu erreichen ist nichts ungewöhnliches, auch wenn es für mich durchaus verzichtbar wäre. „Aber ich muss euch sagen, dass ich bis heute nicht weiß wem ich wählen soll. Wem werdet ihr denn in ein paar Wochen eure Stimme geben?“ warf Helmuth nun pauschal eine Frage in die Runde der anwesenden Gäste.

Für mich persönlich ist das eine Frage, die man im Freundeskreis durchaus thematisieren kann, allerdings zählt dazu wohl nicht unbedingt Helmuth. Die Frage war aber auch nicht gezielt an mich gerichtet und offenbar fühlte sich Josef, der unmittelbar neben Helmuth Platz genommen hatte, als Erster angesprochen. „Also ich werde halt die Roten wählen, das war bei mir in den letzten 30 Jahren nicht anders.“ Im „Cafe Steiner“ sollte sich anschließend eine recht intensive, aber zweifellos auch gesittete Diskussion entwickeln, wobei die anwesenden Gäste das Parteienspektrum recht passabel wiederspiegelten. Mit Ausnahme der FPÖ, zu der sich zumindest niemand direkt bekennen wollte, wurden alle Parteien entsprechend gelobt wie auch getadelt. Der Fragesteller Helmuth übte sich in gewohnter Weise darin wie schlecht alle Politiker wären, gab aber nicht zu erkennen zu welcher Partei er am ehesten tendieren würde. Selbst konnte ich mich gewollt aus der Diskussion ausklammern und verfolgte das Gespräch am Rande mit einem süffisanten Schmunzeln.

Nachdem ich das Thema Wahlentscheidung nun in diesem Artikel aufgegriffen habe möchte ich abschließend doch noch kurz auf mein persönliches Verständnis dazu eingehen. Ich habe die Entscheidung, welche Partei am 10. Oktober meine Stimme bei der Wiener Gemeinderatswahl erhalten wird selbst noch nicht getroffen, wobei letztlich nur ein sehr kleiner Teil der wahlwerbenden Parteien überhaupt in Frage kommen wird. Jedenfalls habe ich vor von meinem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Obwohl politisch interessiert war ich selbst noch nie Mitglied einer politischen Partei und habe auch nicht vor dies zu ändern. Eine Anhängerschaft gegenüber einer Partei, wie sie in Teilen der Bevölkerung vorherrscht, ist für mich in dieser Form nicht vorstellbar. Letztlich möchte ich mir gerne den Luxus leisten meine persönliche Meinung unabhängig vom Grundsatzprogramm und den aktuellen Positionen einer Partei zu definieren und zu vertreten. Am Wahltag steht dann für mich die Frage an, welche politische Partei meinen eigenen Positionen am nähesten kommt – das kann unter Umständen auch eine spontane Entscheidung innerhalb des für mich wählbaren Parteienspektrums sein. Das mittlerweile schon bald legendäre Webportal www.wahlkabine.at, auf dem man online die Affinitäten zu einer Partei untersuchen kann ist zwar von seiner grundsätzlichen Idee nett aufgebaut kann mir aber bei einer Wahlentscheidung wenig helfen.

Pedro

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