Ich denke, dass ich mich selbst durchaus als politisch interessierten Menschen bezeichnen darf. Dennoch bin ich eher selten in politische Diskussionen involviert, weil ich ihnen teilweise sogar ausweiche. Warum ist das eigentlich so, habe ich mich kürzlich gefragt. Schon klar, auf der einen Seite kann man nun sagen, dass es bestimmt bedeutendere Dinge als die Tagespolitik gibt. Andererseits bin ich aber, wie schon eingangs erwähnt, bestimmt nicht politisch desinteressiert, doch gelten für mich persönlich relativ unverrückbare Richtlinien in wie weit ich bereit bin mich in einem Streitgespräch mit dieser Materie auseinanderzusetzen.
Der erste Punkt ist, dass ich das Thema Politik nicht gerne allzu sehr mit Partei-Politik vermengen möchte. Es ist manchmal schwer mit Menschen, die allzu glühende Verfechter einer politischen Partei sind, sachliche Diskussionen über Politik zu führen. Ich spreche hier bestimmt nicht von Stammwählern sondern von Menschen, bei denen man sich kaum dem Eindruck erwehren kann, dass man den Wahlkampfmanager einer Partei kennen gelernt hätte. Um nicht missverstanden zu werden möchte ich klarstellen, dass ich hier keinesfalls das Vorhandensein einer politischen Überzeugung beklagen möchte – denn diese habe ich selbstverständlich auch. Aber ich beziehe meine politische Meinung bestimmt nicht aus einer Partei-Zentrale und sehe mich auch generell keiner Partei klar zugehörig. Natürlich gibt es Parteien, denen ich nahe stehe, ebenso wie manche Parteien für mich als unwählbar gelten. Es ist mir auch klar, dass es kaum möglich ist eine politische Diskussion zu führen ohne auf die aktuellen Positionen der Parteien und Politiker einzugehen – dies würde sonst zu einer sehr theoretischen Abhandlung führen, was auch nicht ziel führend wäre. Selbst möchte ich mir einfach die Freiheit gönnen Politik zumindest teilweise auch über Parteigrenzen hinweg etwas abstrakter betrachten zu können.
Auch aus Umfragen lässt sich klar herauslesen, dass den im Parlament vertretenen Parteien in der Bevölkerung gewisse Kompetenzen, aber auch das bevorzugte Bedienen bestimmter Interessensgruppen relativ klar zugeordnet werden. Ich möchte es mir jetzt sparen auf die einzelnen Parteien einzugehen – doch sind die Einschätzungen der Bevölkerung in den Grundzügen oft gut nachvollziehbar. Spannend kann es werden, wenn in Diskussionen begonnen wird auf unbedarfte Weise die Bezeichnungen „Links“ und „Rechts“ – gemeint für die „politische Linke“ bzw. die „politische Rechte“ – einzubringen. Ich habe schon Menschen erlebt die es sich hier besonders einfach gemacht haben: Rechts stünden die bösen, ausbeutenden Kapitalisten und Links die geknechtete Arbeiterschaft. Verzeiht meine leicht zynische Formulierung aber was soll ich von einer solchen Auslegung halten?
Seinen Ursprung hat der Begriff der politischen Rechten und Linken auf die parlamentarische Sitzordnung in Frankreich um 1830. Während sich die oppositionelle „Linke“, oft tendenziell am traditionellen Liberalismus orientierte, stand die Rechte für den Erhalt des „Status Quo“ und für die Monarchie im Sinne einer Aristokratie. Von der allgemeinen Definition versteht man heute unter der politischen Rechten meist konservativ-bürgerliche Wertehaltungen während die politische Linke progressive Strömungen für sich beansprucht, welche durch Reformen eine Gleichberechtigung durchsetzen und für positivere Verhältnisse zum Vorteil der eher unterprivilegierten Bevölkerungsschichten sorgen soll. Eine Zuordnung der Parteien zu diesen Spektren ist schwierig, auch wenn es dennoch oft sehr leichtfertig getan wird. Nach mehreren Umfragen sieht sich in der Regel ein größerer Teil der Bevölkerung der politischen Rechten, als der politischen Linken zugehörig – ich denke dies hat aber weniger mit der Definition, als dem allgemeinen Umgang mit den Begriffen zutun.
Wer sich aufgrund des Titels von meinem Artikel eine inhaltliche Aufarbeitung des Für und Wider von linken und rechten politischen Strömungen erwartet hat wird wohl nicht das bekommen haben, was er sich erhofft hat. Über diese sehr weit reichende Themen wurden aber schon zahlreiche Publikationen veröffentlicht, sodass ich es in einem kurzen Artikel weder wiedergeben kann noch will. Ich würde mir lediglich wünschen, dass die Komplexität solcher Theorien auch in so mancher Stammtisch-Diskussion ein klein wenig mehr Beachtung findet.
Pedro