Zentralfriedhof

Der Wiener Zentralfriedhof wurde 1874 eröffnet und gilt aufgrund seiner vielen Ehrengräber und Jugenstil-Bauwerke als Sehenswürdigkeit.

Im Jahr 1975 gratulierte das Austropop Urgestein Wolfgang Ambros anlässlich des hundertjährigen Jubiläums mit dem Album „Es lebe der Zentralfriedhof“. Die Friedhofsanlage beherbergt auf einer Fläche von fast zweieinhalb Quadratkilometer rund 330.000 Gräber mit drei Millionen Verstorbenen und gilt als zweitgrößter Friedhof Europas.

svg de.wikipedia.org – Wiener Zentralfriedhof

Rundweg


Zentralfriedhof

Start/Ziel: Haltestellen Zentralfriedhof 1., 2., 3., 4. Tor der Linien 11 und 71,
Wien-Simmering
Route: durch den Wiener Zentralfriedhof
Länge: bis ca. 8 Kilometer

schuh
Einen Spaziergang über das Schloss Neugebäude und durch den Zentralfriedhof findet ihr unter svg touren.labut.at.

Der Zentralfriedhof kann mit den Straßenbahnlinien 11 und 71 öffentlich erreicht werden. Die Haltestellen befinden sich auf der Simmeringer Hauptstraße beim 1., 2., 3. und 4. Tor. Eine Einfahrt in das Areal mit dem Auto ist gegen Entrichtung einer Gebühr möglich. In der Anlage verkehrt auch ein Friedhofsbus.

Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus

Die Friedhofskirche zum Heiligen Karl Borromäus (volkstümlich auch Luegerkirche genannt) wurde in den Jahren 1908 bis 1911 nach Entwürfen des Architekten Max Hegele errichtet. Die Grundsteinlegung erfolgte 1908 durch den Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger. Nach dessen Tod im Jahr 1910 wurde beschlossen die Kirche „Dr. Karl Lueger Gedächtniskirche“ zu nennen und die sterblichen Überreste des Politikers in eine Kirchengruft unter dem Hochaltar zu verlegen. Nach der umfassenden Sanierung wurde die Kirche im Oktober 2010 wiedereröffnet und der neue Name „Friedhofskirche zum Heiligen Karl Borromäus“ festgelegt.

Unmittelbar vor der Kirche befindet sich die Präsidentengruft, in der seit 1951 die Bundespräsidenten der Zweiten Republik – Karl Renner, Theodor Körner, Adolf Schärf, Franz Jonas, Rudolf Kirchschläger, Kurt Waldheim und Thomas Klestil – mit allen Ehren beigesetzt wurden.

svg de.wikipedia.org – Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus

Ehrengräber

Auf dem Zentralfriedhof finden sich auch zahlreiche Ehrengräber, viele davon in der Nähe der Kirche. Eine Aufstellung bietet unter anderem die Webseite viennatouristguide.at an. Die Aufnahmen zeigen die letzte Ruhestätte unter anderem von Viktor Adler (Gruppe 24), Falco (Gruppe 40) und Udo Jürgens (Gruppe 33G).

svg de.wikipedia.org – Liste gewidmeter Gräber auf dem Wiener Zentralfriedhof

Aufbahrungshallen, Arkaden und Museum

Die Aufbahrungshallen 1 und 2 liegen bei den alten Arkaden. Im Untergeschoß der Halle 2 befindet sich seit September 2013 das Bestattungsmuseum. Wochentags können rund tausend Exponate des Bestattungswesens (Särge, Karren, Totengräberutensilien) betrachtet werden. Die am untenstehenden Foto zu sehende Aufbahrungshalle 3 liegt nahe dem Tor 3.

svg bestattungsmuseum.at – Bestattungsmuseum

Die zwischen der Kirche und dem Tor 2 gelegenen Alten Arkaden – Ziegelbauten mit Neo-Renaissance-Stil – mit 36 Gruften wurden 1881 errichtet und dienten vorwiegend als Grabanlagen für Familien aus dem Bürgertum der Ringstraßenzeit. Als Neue Arkaden bezeichnet man die 70 Arkadengrüfte, zwei Mausoleen und 768 Kolumbarnischen.

Naturgärten

1999 wurde im Bereich des Tor 3 der „Park der Ruhe und der Kraft“ eröffnet. Es handelt sich um einen geomantischen Landschaftspark, der in fünf unterschiedlich gestaltete Bereiche gegliedert ist und zur körperlichen und geistigen Besinnung einladen soll. Beim Naturgarten, der beim Tor 9 angesiedelt ist, handelt es sich um einen großen naturbelassenen Grünbereich am Rande des Friedhof.

Anatomie Friedhof

In den Gruppen 26 und 12F wird jenen Menschen gedacht, die ihren Körper nach dem Tod der wissenschaftlichen Medizin zur Verfügung gestellt haben.

Evangelischer Friedhof

Der evangelische Friedhof, der über das Tor 3 zu erreichen ist, wurde im Jahr 1904 eröffnet und eingeweiht. Die Ruhestätte hat eine Friedhofskirche, die Heilandskirche, und eine eigene Aufbahrungshalle.

Alter und neuer jüdischer Friedhof

Im Jahr 1879 wurde im Westen der Anlage der jüdische Friedhof eröffnet. Da dieser bereits 1916 ausgelastet war wurde in den Jahren bis 1928 die „Neue Israelitische Abteilung“ beim heutigen Tor 4 angelegt. In der Reichskristallnacht am 9. November 1938 wurde die Zeremonienhalle in der alten israelitischen Abteilung von Nationalsozialisten gesprengt und jene in der neuen israelitischen Abteilung verwüstet.

1945 wurden rund 3000 Grabstätten am alten jüdischen Friedhof durch fehlgeleitete Fliegerbomben zerstört. Seit 1991 widmet sich ein unabhängiger Verein der Aufgabe die beschädigten Gräber zu restaurieren und Instandhaltungsarbeiten durchzuführen.

Am alten jüdischen Friedhof (Tor 1) wurden unter anderem Arthur Schnitzler, Friedrich Torberg, Gerhard Bronner und Viktor Frankl beigesetzt. Der neue jüdische Friedhof ist über das Tor 4 zu erreichen.

Waldfriedhof

Kreisförmig werden um ausgewählte Bäume – vorwiegend Ahorn und Eschen – jeweils zwölf Urnengräber angelegt. Die Bestattungsbäume sind am Zentralfriedhof mit einer Nummer gekennzeichnet und es besteht eine gemeinsame Gedenkstätte.

svg labut.at – Der Waldfriedhof

Soldatenfriedhöfe und Mahnmale

In der Gruppe 97 beim Tor 9 wurde den Kriegsopfern des Zweiten Weltkrieges eine große und bewegende Anlage gewidmet. Das Mahnmal für die Opfer des Faschismus 1934-1945 in der Gruppe 41 wurde am 1. November 1948 enthüllt. In der Gruppe 44A findet sich der Russische Heldenfriedhof, auf dem 2624 gefallene Soldaten der Roten Armee beigesetzt wurden. Ein Obelisk aus Mauthausner Granit erinnert an die Opfer der Märzrevolution 1848.

Folgende Bereiche bestehen …

  • K.u.K. Opfer im Ersten Weltkrieg (Gruppe 91)
  • Jüdische Krieger im Ersten Weltkrieg (Gruppe 52)
  • Russische, rumänische und italienische Opfer (Gruppe 68A)
  • Serbische Opfer (Gruppe 88)
  • Opfer vom Juli 1927 (Gruppe 41G)
  • Französische und polnische Opfer des Zweiten Weltkrieg (Gruppe 88)

Weiters erinnern Mahnmale oder Gedenksteine am Zentralfriedhof an …

  • Opfer des Ringtheaterbrandes 1881
  • Opfer der Luftschiffkatastrophe vom 20. Juni 1914
  • Opfer des Justizpalastbrandes im Juli 1927
  • Opfer des Lawinenunglücks am Hohen Sonnblick im März 1928
  • Opfer des 12. Februar 1934 (Bürgerkrieg)
  • Opfer des spanischen Faschismus
  • Opfer der tschechischen Widerstandsbewegung gegen die Nationalsozialisten
  • Opfer der Kindereuthanasie Am Spiegelgrund von 1940 bis 1945

Abschließende Worte

Auch wenn ich den Zentralfriedhof so detailgetreu wie möglich erkunden wollte bin ich doch an gewisse Grenzen gestossen. Deswegen möchte ich abschließend einige jener Aspekte anführen, die – unentschuldigt – keine Erwähnung gefunden haben …

  • die Feuerhalle Simmering, die 1921-1922 nach Plänen von Clemens Holzmeister als erstes österreichisches Krematorium in einem expressionistischen Stil mit orientalischen Einflüssen errichtet wurde.
  • unerwähnt blieben auch jene vorhandenen Friedshofsbereiche, welche der buddhistischen, islamischen, orthodoxen und mormonischen Konfession gewidmet sind
  • und bestimmt noch viele andere persönliche, kulturelle, geschichtliche und politische Betrachtungen

Persönliches

Am 16. Juli 1995 verunglückte mein Bruder Robert beim Tauchen in Kroatien. Unser Papa verstarb 2018 im 88. Lebensjahr und fand im Familiengrab in der Gruppe 150 die letzte Ruhe.

svg robert.labut.at – Blog der Familie
svg labut.at – Friedhofsbesuche – Mind Blog

1 Gedanke zu „Zentralfriedhof“

  1. Hallo Peter,

    auch wenn dein Bericht wie du selber sagst keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, ist er doch sehr beeindruckend. Die vielen Fotos dazu vermitteln ein anschauliches Bild von der enormen Anlage. Mir hat es sehr gefallen, wie du dich damit auseinandergesetzt hast und man kann sich dem Eindruck des Gesehenen und Gelesenen nicht entziehen…

    Liebe Grüße
    Silvia

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